7 Tipps, wie du richtig lernst (und warum manche davon Quatsch sind)

Es ist vorbei.
Deine Zeit ist noch nicht ganz um, aber du kannst es schon spüren. Du kannst die enttäuschten Blicke deiner Eltern schon sehen. Du hörst das mitleidige Flüstern deiner Freunde. Und vor allem spürst du die nagende Wut auf dich selbst.
Das Ergebnis? Nicht bestanden.
Gerade noch saßt du bei einer Tasse dampfendem Kaffee vor deiner Lieblingsserie. Die Welt war in Ordnung. Die Sonne schien. Die Vögel zwitscherten. Dann wirfst du einen Blick in deinen Kalender.
Das Prüfungsdatum? Fast da.
Was hast du bereits getan? Nichts.
Was fühlst du? Nackte Panik.
Du fragst dich, wie das schon wieder passieren konnte. Dieses Mal, hast du gedacht, dieses Mal kriege ich es hin. Dieses Mal schaffe ich es. Doch jetzt bist du wieder am gleichen Punkt.
Also was tust du? Nichts.
Du versteckst dich zuhause hinter einer erfundenen Krankheit. Du schiebst die Prüfung aufs nächste Semester. Du überlegst, ob das Studium überhaupt das Richtige für dich ist. Du bist fast bereit aufzugeben.
Aber bist du das wirklich?
„Nein“ flüstert eine leise Stimme in deinem Kopf. „Nein, ich bin noch lange nicht fertig…“
Was du jetzt tun kannst
An dieser Stelle darfst du dich erstmal selbst loben. Den wichtigsten Schritt hast du schon geschafft: Du bist der Prokrastination und der Resignation entkommen.
Es war ein knappes Rennen, aber du lagst eine Nasenlänge vorn.
Wie geht es jetzt weiter?
Das erste, was man zum Lernen liest, sind die unendlichen Abhandlungen darüber, welches die beste Lernmethode ist. Die Tipps, einfach vorher schon so gut mitzuarbeiten, dass vor der Prüfung nicht mehr viel zu tun ist. Oder so früh anzufangen, dass der Tag mehr aus Pausen besteht als aus Lernen.
Aber seien wir mal ehrlich, wer macht das schon?
Und genau für diesen Fall, dass auch bei dir die Zeit mal wieder knapp wird, gebe ich dir hier eine Chance, doch noch das Beste aus deiner Prüfung herauszuholen.
Hier kommt nun die nackte Wahrheit über die bekanntesten Lernstrategien…
Inhalt
#1 Lernplan anfertigen

#2 Zusammenfassungen schreiben
An sich eine gute Methode, um Struktur in den Berg an Stoff zu bringen. Du setzt dich mit den Inhalten auseinander. Du hast die Möglichkeit alles in eine sinnvolle Struktur zu bringen und trägst vor allem das ganze Wissen zusammen.
Problem: Viel. Zu. Wenig. Zeit. Dafür.
Wenn du nicht schon Wochen vorher angefangen hast, wird das wohl in einige Nachtschichten ausarten müssen. Denn nur weil du etwas einmal zusammengefasst hast, heißt das ja noch lange nicht, dass du es auswendig kannst.
Also, was tun? Hier gibt es jetzt drei Möglichkeiten.
Entweder, du hast die besten Kommilitonen aller Zeiten und einer von ihnen schickt dir seine Zusammenfassung (Shoutouts an alle Lebensretter da draußen!).
Oder du findest irgendetwas Geniales im Internet, dass deinen ganzen Stoff beinhaltet (extrem wahrscheinlich - haha).
Oder du bist nicht umgeben von selbstlosen Leuten und fehlerfreien Wikipediaeinträgen und rockst einfach das gesamte Skript.
Das bedeutet nicht, dass du jetzt jedes Wort auswendig lernen sollst. Betrachte das Skript einfach als deinen Ausgangspunkt und arbeite direkt daran mit anderen Methoden.
Mit welchen das effektiv ist, erfährst du jetzt.
#3 Unterstreichen/ Markieren
So, du hältst dein ausgedrucktes Skript oder deine Zusammenfassung in den Händen und bist bereit, damit zu arbeiten. Die gängigste Methode ist, einfach mal drauf los zu markieren und zu unterstreichen, was das Zeug hält.
Problem: Was ist hier denn eigentlich NICHT wichtig?!
Damit dein Text nicht in einen bunten Regenbogen ausartet, überlege dir erstmal, was du überhaupt herausarbeiten möchtest. Wichtige Dinge wären hier zum Beispiel:
Definitionen
- Studienergebnisse
- Formeln
- Fachwörter
- frühere Altklausurthemen
- Antworten auf Kontrollfragen (für den Fall, dass der Prof welche bereitstellt)
- Lernziele der Vorlesung
Falls du viele Altklausurfragen zur Verfügung hast, kannst du dich an ihnen durch dein gesamtes Skript hangeln. Du arbeitest bereits die wichtigsten Inhalte der Vorlesung heraus und du läufst nicht Gefahr einfach den gesamten Text zu markieren.
Aber auch für den Fall, dass es keine oder nur wenig Altklausur gibt, kannst du eine ähnliche Strategie verfolgen. Frage dich bei jedem Abschnitt, den du liest, was eine sinnvolle Klausurfrage wäre. Die Antworten darauf markierst du dann.
Wenn du damit durch bist, hast du schon den ersten Schritt zur bestandenen Klausur geschafft.
Und was machst du jetzt mit deinem farbenfrohen Skript?
#4 Karteikarten
Jeder hat schon mal mit Karteikarten gearbeitet, eigentlich gar nicht so schwer, oder? Die Methode gilt nicht umsonst als eine der effektivsten Lernstrategien überhaupt.
Problem: Wie zur Hölle soll der ganze Stoff auf die kleinen Karten drauf?

Stell dir nun vor du sitzt zuhause. Bist seit Stunden fleißig am Schreiben. Dann machst du eine falsche Bewegung. Und BÄÄÄMM. Deine Lieblingskaffeetasse fliegt um. Die braune Flüssigkeit spritzt über den ganzen Tisch. Die Karten saugen sich wie ein Schwamm voll. Du versucht es zu retten. Aber es ist zu spät. Denn dein ganzes Werk ist zerstört.
Ich weiß, ich weiß, klingt etwas melodramatisch. Und du hast auch schon seit der Grundschule nichts mehr über deinen Lernsachen ausgeleert. Aber was ich eigentlich damit sagen will, ist, verschwende deine Zeit nicht damit, den gesamten Stoff auf Karteikarten zu übertragen. Dafür gibt es schon das Skript.
Beschränke dich lieber auf einige sinnvolle, gut zu veranschaulichende Inhalte:
- Vorgehensweisen
- Herleitungen und Rechenwege
- geschichtliche Zusammenfassungen und Kurzbiografien
- Formelsammlungen
- Altklausurfragen
- Vokabeln, Definitionen und Fachwörter
Um komplexe Zusammenhänge zu verstehen, müssen sie immer in ihrem Kontext betrachten werden. Dass ein Berg von Kartoffeln sexy sein kann, versteht ja auch kein Mensch, der noch nie bei Oma Deutschland zum Sonntagsessen war (#kartoffelsalatliebe).
Für Karteikarten eigenen sich also eher Informationen, die auch für sich alleine stehen können.
Aber was machst du mit den komplizierten Themen?
#5 Mindmaps
Mindmaps werden als die Kreativmethode schlechthin gepriesen, um umfangreiche Themen aufzubereiten. Schreibe dein Hauptthema in die Mitte und los geht’s mit der Infosammlung.
Problem: Immer mehr und kein Ende in Sicht!
Du siehst eine Flutwelle auf dich zukommen von Informationen und Ideen, die immer näherkommt. Du versuchst zu entkommen. Du kämpfst. Bis du schließlich davon erschlagen wirst. Und trotzdem steht immer noch nicht alles auf dem Papier und dir das Wasser bis zum Hals.
Doch keine Panik.
Mit der richtigen Herangehensweise kannst du tatsächlich viel aus dieser Lernmethode rausholen, ohne dass du den Tod des übervollen Blattes stirbst. Die Tipps, mit möglichst vielen Farben, Symbolen und Bildern zu arbeiten hast du bestimmt schon tausend Mal gehört. Deshalb werde ich dir das nicht nochmal erklären. Stattdessen verrate ich dir nun die goldene Regel, die deine Mindmap wirklich zum Erfolg macht:
Zu einer Mindmap gehört immer nur ein Thema und Querverweise auf Karteikarten und Skripte.
Du hast nichts davon, wenn du die Themen durcheinanderwirfst oder Fließtexte an deine Pfeile schreibst. Überlasse die detaillierte Erklärung von Sachverhalten lieber den Karteikarten und nutze die Mindmap, um den Kontext von diesen zu veranschaulichen.
Wenn du die beiden Methoden Mindmaps und Karteikarten richtig kombinierst, dann meisterst du sowohl das pure Auswendiglernen als auch Transfer und Verständnis.
#6 Die vier Lerntypen
Auditiv, visuell, haptisch, kommunikativ? Hast du bestimmt schon mal gehört. Die Rede ist von den vier berühmten Lerntypen.
Problem: Was davon bin ich und was soll ich jetzt damit?
In der Wissenschaft ist die Einteilung in diese vier Lerntypen umstritten – fast jeder Mensch ist ein Mischtyp und lernt durch mehr als eine Strategie gut. Warum soll man sich dann überhaupt die Mühe machen, herauszufinden, welcher Typ man ist?
Tatsächlich ist es so, dass man Informationen umso leichter abrufen kann, je reichhaltiger diese verarbeitet worden sind. Das heißt, dass du dir die Erinnerung ungemein erleichtern kannst, indem du die Infos einfach auf mehrere Arten lernst.
Folgende Tipps werden für die verschiedenen Lerntypen zu Klausurvorbereitung gegeben:
-
Auditiv:
Texte, Karteikarten, Mindmaps etc. laut vorlesen
- Visuell: Diagramme, Skizzen und Mindmaps zeichnen
- Haptisch: In Bewegung bleiben beim Lernen
- Kommunikativ: Präsentationen für dich selbst oder andere halten
Beschränke dich also nicht auf einen Lerntyp, sondern nimm lieber die Vorteile von allen mit. Das könnte dann so aussehen:
Du markierst dein Skript, schreibst Karteikarten und hast auch deine Mindmaps nicht vergessen. Jetzt nimmst du deine ganzen Materialien in die Hand, läufst ein paar Runden durch die Wohnung und liest dir das ganze laut vor oder fragst dich selbst ab. Und wenn du das Gefühl hast, du hast den Stoff schon einigermaßen verstanden, dann halte einen Minivortrag darüber.
So hast du alle der vier Lerntypen kombiniert und den Stoff auf vier verschiedene Arten verarbeitet. Denn warum nur ein Stück essen, wenn man die ganze Torte haben kann?
#7 Tests
Du hast jetzt also den ganzen Stoff aufbereitet, hast fleißig geschrieben und gezeichnet, bist rumgelaufen und hast dabei Vorträge gehalten. Gut gemacht, den größten Teil der Arbeit hast du schon geschafft!
Stell dir nun vor, es ist Prüfungstag, du hast super geschlafen, die Sonne scheint und du hast ein richtig gutes Gefühl. Besser könnte es nicht sein. Nun ist es soweit. Die Prüfungsbögen werden ausgeteilt. Du schlägst die erste Seite auf. Und liest die erste Frage. Es passiert schon wieder.

Problem: Was sind das denn für bescheuerte Fragen??
So ging es jedem Studenten schon mal. Klausurfragen können so grausam sein. Doch für jedes Problem gibt es eine Lösung.
Wenn du lernst, dann ist es da A und O, dass du vor allem den Abruf der Informationen übst und dich nicht nur auf die Informationsaufnahme beschränkst. Mache alle Altklausurfragen, alle Übungsblätter, alles was du in die Finger kriegen kannst, so oft wie möglich.
Wenn du eine Multiple-Choice Klausur schreiben musst, dann übe richtige Antworten auszuwählen. Wenn du einen Essay schreiben musst, dann übe einen ganzen Text zu schreiben. Wenn du eine mündliche Klausur hast, dann übe zu erklären.
Schließlich sagt man nicht umsonst: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Richtig Lernen - Bonus Tipps
# Podcast aufnehmen
Wenn du zu den Studenten gehörst, die über den Tag keine acht Stunden am Stück investieren wollen zum Lernen, ist dieser Tipp genau der richtige für dich.
Mach deinen eigenen Podcast und nimm dich selbst auf, wie du den Stoff erklärst oder Altklausurfragen beantwortest. Wichtig ist hier, dass du es wirklich erklärst und nicht einfach nur vorliest. Die Aufnahme kannst du dir dann überall anhören und dich seltsam fühlen, dir selbst zu zuhören. Aber glaub mir, das hat einen grandiosen Lerneffekt.
Funktioniert auch noch auf dem Weg zur Klausur!
# Deine Lernumgebung
Hier bekommst du von mir einen Psychotrick, um die maximale Leistung aus dir herauszuholen:
Simuliere die Prüfungsumgebung schon beim Lernen.
Wenn du lernst, speicherst du immer den gesamten Lernkontext ab - Die Informationen, aber auch die räumliche Umgebung und deine Gefühle. Es wird dir später leichter fallen dich zu erinnern, wenn dein Umfeld das gleiche ist.
Konkret kannst du darauf achten, dass
- du beim Lernen das gleiche isst und trinkst wie in der Prüfung
- du beim Lernen ähnliche Kleider trägst wie in der Prüfung
- du morgens lernst für eine Prüfung, die vormittags stattfindet
- du dich beim Lernen im gleichen Frageformat der Klausur überprüfst
- du Kaugummi beim Lernen und in der Prüfung kaust
Deiner Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Halte es einfach so ähnlich wie möglich und sprich alle Sinne an.
# Mach’s farbig
Der letzte Tipp ist heute noch mein Lebensretter aller Prüfungen:
Markiere alles, was zusammen gehört in der gleichen Farbe.
Du hast drei verschiedene Themen in der Prüfung? Gut, markiere eins in blau, eins in grün und eins in rot.
Wichtig ist, dass du das für sämtliche Lernmaterialien durchziehst. Nimm für deine Markierungen im Skript, für die Karteikarten, die Mindmaps, die Altklausurfragen und alles, was dir sonst noch so einfällt immer die gleiche Farbe.
Wenn du dann in der Klausur sitzt, machst du dasselbe. Glaub mir, die Farben werden dir helfen, dich besser an das, was du gelesen hast, zu erinnern.
DU SCHAFFST DAS!
Das Wichtigste beim Lernen ist, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Wenn man sich ein Skript das erste Mal anguckt, ist man oft erstmal erschlagen von der schieren Masse.
Lass dich davon nicht abschrecken. Es gibt nichts, was man mit der richtigen Herangehensweise nicht schaffen kann. Du weißt jetzt alles, was du brauchst, um auch mit dem größten Berg an Informationen zurechtzukommen.
Denke immer daran:
Egal, wie viel Stoff du lernen musst, für die Prüfung.
Du schaffst das.
Egal, wie wenig Zeit du noch hast.
Du schaffst das.
Egal, wie schwer das scheint.
Du schaffst das.
Warum ich mir da so sicher bin?
Weil ich an dich glaube!